Genetisch bedingter Haarausfall – Schütter und dünner werdendes Haar hat nicht immer etwas mit der Lebensführung zu tun, mit Krankheit oder Stress. Oftmals spielt ein Faktor eine Rolle, der nur schwer zu kontrollieren und zu beeinflussen ist – die genetische Veranlagung.
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Genetisch bedingter Haarausfall – Was bedeutet das?
Androgenetische Alopezie ist die häufigste Ursache für Haarausfall sowohl bei Männern, aber auch bei Frauen. Wie bei einer Allergie reagieren die Haarwurzeln der Betroffenen überempfindlich auf das Hormon Dihydrotestosteron (DHT) in der Kopfhaut.
Bei Kontakt schrumpft das betroffene Haarfollikel und der Lebenszyklus des Haares verkürzt sich stark, daraus resultiert das dünner werdende Haar. In einigen Fällen stoppt das Follikel die Produktion neuen Haares ganz, schaltet sich ab und wird inaktiv.
Diese Überempfindlichkeit wird nicht im Laufe des Lebens erworben und entwickelt sich auch nicht erst durch einen ungesunden Lebensstil, sie wird von den Eltern geerbt.
Enzyme im Blut von Frauen und Männern, die sogenannten 5α-Reduktase, wandeln Testosteron in DHT um. Dieser Haarausfall ist also genetisch bedingt.
Welche Gene sind für genetisch bedingtem Haarausfall verantwortlich?
Bis vor Kurzem waren Ärzte und Wissenschaftler der Meinung, dass das mütterlicherseits vererbte X-Chromosom für diese Veranlagung verantwortlich ist. Neuere Forschungen haben jedoch ergeben, dass die androgenetische Alopezie viel komplexer ist und nicht nur ein Gen betrifft, sondern gleich eine ganze Reihe.
Die Verantwortung von mindestens zwei weiteren genetischen Varianten, völlig unabhängig vom X-Chromosom, wurde bis jetzt bereits nachgewiesen. Diese Gene können entweder von einem oder auch von beiden Elternteilen vererbt werden.
Auch fanden Studien heraus, dass einer von sieben Männern das Risiko von allen drei bisher identifizierten Genen in sich trägt. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für genetisch bedingten Haarausfall stark.
Wann beginnt die Art Haarausfall?
Androgenetische Alopezie kann bereits in der Pubertät auftreten. Bis zum fünfzigsten Lebensjahr sind mehr als 50 % der männlichen Bevölkerung davon betroffen. Diese Zahl erhöht sich bis zum siebzigsten Jahr auf über 80 %.
Obwohl offizielle Statistiken für Frauen fehlen, werden rund die Hälfte aller Frauen zu Beginn der Menopause mit einer Form des dünneren, schütteren Haares und des Haarverlustes konfrontiert.
Zwar besteht bei vielen Frauen die Überempfindlichkeit gegen das DHT, wie bei den betroffenen Männern, auch schon seit der Geburt, jedoch konnte das weibliche Hormon Östrogen die nachteilige Wirkung dieses männlichen Hormones aufheben.
Wenn jedoch mit dem Beginn der Menopause der Östrogenspiegel sinkt, steigen die Abwehrreaktionen der Haarfollikel auf das DHT auch in der weiblichen Kopfhaut. Allerdings haben aktuelle Studien neben dem DHT zusätzlich bis zu 30 weitere Hormone für weiblichen genetisch bedingten Haarausfall ausfindig gemacht.
Symptome erkennen – Ursachenforschung vornehmen
Liegt das Haarproblem in den Genen oder ist eine Krankheit für das schütter werdende Haar verantwortlich? Eine eindeutige Diagnose kann nur der Facharzt stellen. Doch anhand der Symptome können Betroffene selbst eine Vermutung anstellen. Haarschwund aufgrund von Krankheiten, beispielsweise bei Diabetes, tritt im Regelfall diffus auf. Dem gegenüber betrifft genetischer Haarverlust den Haaransatz.
Die androgenetische Alopezie führt zum Rückgang des Stirnhaaransatzes, zur Bildung von Geheimratsecken und letztendlich zur Tonsur bei Männern. Bei Frauen verbreitert sich der Scheitel und das Haar fällt ebenfalls an der Stirn aus. Sind andere Areale auf dem Kopf nicht betroffen und ist Haarverlust in der Ahnenreihe bekannt, wird der Facharzt die Vermutung bestätigen und die genetische Veranlagung als Ursache diagnostizieren.
Kann der Haarverlust gestoppt werden?
Ja, es gibt inzwischen wirksame Medikamente, die dabei helfen, die Folgen von genetisch bedingter Haarausfall zu bekämpfen.
Finasterid: Als besonders effektiv hat sich der Wirkstoff Finasterid erwiesen. Dieses synthetische Steroid verhindert im Blut die Umwandlung von Testosteron in DHT.
Medikamente mit Finasterid können den DHT-Spiegel im Blut um bis zu 70 % senken. Das wiederum verringert und verhindert die DHT-Abwehrreaktionen der Haarfollikel. Das Haar kann sich wieder erholen. Umfangreiche, langjährige Studien haben in 80 – 90 % der Fälle einen Stopp der androgenetischen Alopezie nachgewiesen.
Bei bis zu 65 % der Probanden konnte sogar eine Verdichtung der Haare durch die Verdickung der Follikel erzielt werden. Allerdings ist Finasterid nicht für Frauen geeignet.
Minoxidil: Ein anderer, auch für Frauen verträglicher, Wirkstoff ist Minoxidil. Eigentlich als Mittel gegen Bluthochdruck entwickelt, stellten Untersuchungen bald fest, dass sich eine erhöhte Dosis von Minoxidil positiv auf das Kopfhaarwachstum auswirkt.
Warum genau es das tut, ist bis heute allerdings ungeklärt. Viele gehen eher von einer Stimulation der Haarfollikel aus, da Minoxidil direkt auf die Kopfhaut aufgetragen wird.
Wie bei Finasterid stellt sich jedoch auch bei Minoxidil die Wirkung erst nach einigen Monaten Anwendung ein.
Alfatradiol: Für Frauen und Männer gleichermaßen gut verträglich sind Medikamente mit dem Wirkstoff Alfatradiol.
Dem weiblichen Hormon Östrogen nachempfunden, regt es besonders das Wachstum der Haarzellen an und hemmt gleichzeitig die Testosteron-5-alpha-Reduktase.
Diese Form des Östrogen Hormones ist chemisch verändert und hat deshalb keine negativen Auswirkungen auf den Hormonhaushalt in Männern und Frauen.
Gibt es alternative Therapien?
Auch wenn die aufgeführten Medikamente gegen genetischen Haarausfall helfen können, sollten die Nebenwirkungen pharmazeutischer Präparate nicht unterschätzt werden. Dazu kommt, dass die Wirkung nur so lange anhält, wie die Behandlung erfolgt. Wer nicht ein Leben lang Medikamente einnehmen und mit den Nebenwirkungen leben möchte, kann verschiedene alternative Therapien probieren.
Im Anfangsstadium lässt sich genetischer Haarausfall sehr gut mit einer PRP-Therapie behandeln. Auch die Mesohair-Therapie und Vitaminkuren für die Kopfhaut können helfen. Allerdings gibt es keine Garantie, doch die ist auch bei Medikamenten nicht vorhanden.
Ist das Haar bereits mit der Wurzel ausgefallen und ein neuer Wuchs somit ausgeschlossen, kann eine Haartransplantation gegen die voranschreitende Kahlköpfigkeit helfen. Der minimalinvasive Eingriff wird unter örtlicher Betäubung von Spezialisten in einer Haarklinik vorgenommen. Mit einer Ergebnissicherheit von 95 Prozent ist die Eigenhaarverpflanzung die einzige Behandlung, die langfristig und vollständig für neuen Haarwuchs sorgt.
Die im Spenderbereich entnommenen Grafts tragen den genetischen Code der Wurzelschwächung nicht in sich und entwickeln somit keine Empfindlichkeit gegen DHT. Da es sich um einen kostenintensiveren Eingriff handelt, lohnt es sich, im Vorfeld nicht invasive Verfahren zu versuchen.
Fazit: Bei Früherkennung kann genetischer Haarausfall verlangsamt werden
Grundsätzlich lässt sich ein Großteil aller Arten von Haarausfall verlangsamen, wenn man früh gegensteuert. Auch genetischer Haarschwund kann im Einzelfall aufgehalten werden, sofern die Haarwurzeln noch intakt und nicht ausgefallen sind. In den Wechseljahren kann die Hypersensibilität gegen DHT zunehmen, da der Körper weniger Östrogen produziert und das männliche Geschlechtshormon Testosteron die Oberhand gewinnt.
Hier können Frauen vorbeugen und mit pflanzlichen Östrogenen gegen den Haarverlust vorgehen. Sollte keine der alternativen Therapien helfen, lässt sich die Glatzenbildung durch eine Haartransplantation verhindern. Bei jedem Haarausfall ist eine medizinische Diagnose nötig, da es trotz genetischer Veranlagung auch krankhafte, behandlungsbedürftige Gründe geben kann.
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