Die Haare werden zunehmend dünner, fallen aus und eine Glatzenbildung beginnt: viele Männer auf der ganzen Welt leiden unter erblich bedingtem Haarschwund. Bisher gibt es keinen einheitlichen Therapieansatz, der wirksam ist.
Forscher der Universität Wisconsin-Madison haben nun ein spezielles Elektrostimulationsgerät entwickelt, welches die eingeschlafenen Haarfollikel durch gezielte Stromreite reaktiveren und dadurch zur Produktion von neuen Haaren anregen soll. Doch wie wirksam sind Stromreize gegen Haarausfall?
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Weshalb werden Stromreize gegen Haarausfall eingesetzt?
Obwohl es bisher zahlreiche Methoden gibt, die zur Behandlung von Haarschwund eingesetzt werden, können oftmals keine zufriedenstellenden Ergebnisse erzielt werden. Stromreize gegen Haarausfall anzuwenden ist ein völlig neuer Behandlungsansatz. Hierzu kommt ein speziell entwickeltes Gerät zum Einsatz, das auf direkt auf der Kopfhaut getragen wird.
Das Gerät gibt elektrische Impulse ab, die inaktive Haarfollikel reaktiveren soll. Durch die elektrischen Impulse sollen die follikulären Einheiten wieder vermehrt Haare produzieren. Das Elektrostimulationsgerät könnte ein echter Durchbruch im Kampf gegen Haarverlust sein.
Denn weltweit sind rund 80 Prozent aller Männer irgendwann im Lauf ihres Lebens von androgenetischer Alopezie, also erblich bedingtem Haarschwund, betroffen. Das Gerät kam bereits bei Versuchen mit Ratten und Mäusen zum Einsatz und konnte hierbei erste Erfolge erzielen.
Bei den Ratten und Mäusen wurden durch die Therapie vermehrt aktive Haarfollikel festgestellt. Laut Aussage der Forscher waren die Ergebnisse des neuen Therapieansatzes mindestens genauso effektiv wie eine Therapie mit konventionellen Medikamenten. In einigen Fällen waren die Stromreize gegen Haarverlust sogar effektiver.
Wie soll die neue Therapie gegen Haarverlust helfen?
Die Stromimpulse werden mit Hilfe eines speziellen Nanogenerators direkt auf die Kopfhaut übertragen. Die Haarfollikel werden stimuliert. Diese umgeben die Wurzeln der Haare und sorgen hierdurch für eine sichere Verankerung der Kopfhaare in der Kopfhaut.
Die Follikel spielen beim Haarwachstum eine entscheidende Rolle. Daher ist die Produktion von neuen, gesunden Haaren erheblich gestört, wenn die follikulären Einheiten nicht mehr intakt sind. Durch die elektrischen Impulse werden die Follikel wieder aktiviert und zur Produktion von neuen Haaren angeregt.
Für wen sind die Stromreize gegen Haarverlust geeignet?
Generell könnten die Stromreize allen Betroffenen helfen, die von Haarverlust betroffen sind, der durch inaktive Haarfollikel ausgelöst wird. Dies betrifft insbesondere Männer, die sehr häufig von der androgenetischen Alopezie betroffen sind. In diesem Fall produzieren die follikulären Einheiten nur noch sehr dünnes und feines Haar – irgendwann wird die Produktion sogar vollständig eingestellt.
Die neue Therapie könnte daher insbesondere für Personen, die von erblich bedingtem Haarschwund betroffen sind, ein Lichtblick sein. Denn in vielen Fällen leiden das Selbstbewusstsein sowie die Lebensqualität erheblich darunter, wenn sich auf der Kopfhaut zunehmend Kahlstellen bilden.
Bei welchen Formen von Haarverlust können Stromreize helfen?
Noch ist die Elektrotherapie nicht genügend erprobt. Sie ist daher noch nicht für eine breite Masse an Menschen mit Haarausfall zugänglich. Es gibt jedoch Überlegungen, Reizstrom bei verschiedenen Arten von Haarverlust anzuwenden.
Hoffnung machen Mediziner bei der Behandlung der androgenetischen Alopezie, der am häufigsten auftretenden Form von Haarausfall. Bei einer androgenetischen Alopezie sind zwar bereits viele Haarfollikel abgestorben und können nicht mehr wiederbelebt werden, doch könnten schwache Haarfollikel mit Reizstrom belebt werden, um noch nicht vorzeitig in die Ruhephase einzutreten.
Haarfollikel, die noch intakt sind und sich schon über längere Zeit in der Ruhephase befinden, könnten zur Bildung neuer Haare stimuliert werden. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit könnte ein diffuser Haarverlust sein, bei dem die Haare auf dem gesamten Kopf gleichmäßig ausfallen. Sind die Haare beispielsweise durch eine Chemotherapie ausgefallen, kann das Nachwachsen durch die Behandlung mit Reizstrom gefördert werden.
Was sind die Vorteile der Stromreize gegen Haarverlust?
Ein wesentlicher Vorzug der neuen Behandlungsmethode ist, dass der benötigte Nanogenerator ganz einfach unter einer Mütze oder einem Hut getragen werden kann, denn sowohl Batterie als auch Akku sind überflüssig. Denn der Strom, der für die elektrischen Impulse benötigt wird, wird ganz einfach aus den normalen Bewegungen des Trägers erzeugt.
So können die Haarfollikel während des alltäglichen Lebens mit Impulsen im Niedrigfrequenzbereich stimuliert werden, ohne, dass es für außenstehende Personen sichtbar ist. Ein weiterer wesentlicher Vorteil – insbesondere gegenüber Medikamenten gegen Haarschwund – ist, dass durch den neuen Therapieansatz keine schweren Nebenwirkungen wie beispielsweise Depressionen oder sexuelle Funktionsstörungen hervorgerufen werden.
Bisher scheint die Therapie keinerlei negative Auswirkungen zu haben, da die Impulse lediglich bis zur äußersten Schicht der Kopfhaut vordringen. Da es sich um Impulse aus dem Niedrigfrequenzbereich handelt, sind die Stromreize für den Träger des Generators kaum zu spüren.
Könnten Stromreize die Haare kräftigen?
Da die Behandlung mit Stromreizen noch nicht genügend erforscht ist, gibt es noch keine Erkenntnisse, wie die Elektrotherapie bei dünn wachsendem Haar und einer geschädigten Haarstruktur wirkt. Strom kann die Haarfollikel möglicherweise kräftigen und zur Bildung kräftigerer Haare beitragen.
Die Wachstumsphase der Haare könnte verlängert werden, was zu einer höheren Haardichte führt, da sich weniger Haarfollikel in der Ruhephase befinden. Ist die Haarstruktur jedoch geschädigt, was sich mit brüchigen und stumpfen Haaren zeigt, ist von der Behandlung mit Reizstrom keine Wirkung zu erwarten.
Lediglich auf die Kopfhaut und die Haarfollikel wirkt die Behandlung. Die Durchblutung der Kopfhaut könnte durch die Stromimpulse verbessert werden. Das könnte zu einer besseren Versorgung der Haarfollikel führen. Die Kopfhaut könnte durch die verbesserte Durchblutung gesünder und widerstandsfähiger werden.
Was, wenn die Haarwurzeln bereits irreversibel geschädigt sind?
Obwohl die neue Therapie für viele Betroffene neue Hoffnung mit sich bringt, kann der Haarausfall bereits so weit fortgeschritten sein, dass die Haarwurzeln irreversibel geschädigt sind. Ist dies der Fall, kann auch der Einsatz von Strom nicht dabei helfen, dass an den betroffenen Stellen wieder neues, gesundes Haar wächst.
Denn nur, wenn noch Haarfollikel vorhanden sind, können diese auch reaktiviert werden. Bei erblich bedingtem Haarschwund sind die Follikel häufig in einem sehr schlechten Zustand und befinden sich in einer Art Schlummerzustand.
Aus diesem rund werden oft nur sehr feine neue Haare nachproduziert, wenn Haare ausgefallen sind. Die Stromreize gegen den Haarverlust sollten daher möglichst frühzeitig zum Einsatz kommen, da sie nur bei beginnender Kahlköpfigkeit eine Wirkung erzielen können.
Fazit: Der Follikel-Stimulator kann die Haarproduktion anregen
Stromreize gegen Haarausfall einzusetzen, ist ein völlig neuer Therapieansatz. Die Therapie mit den elektrischen Impulsen soll dabei helfen, inaktive follikuläre Einheiten zu stimulieren, um sie wieder zur Produktion von neuen Haaren anzuregen. Insbesondere bei Personen, die unter androgenetischer Alopezie leiden, sollen die Stromreize verhindern, dass die Haare ausfallen und eine Glatze entsteht.
Allerdings helfen die Stromreize nur dann, solange die Haarfollikel in einer Art Schlummerzustand sind und reaktiviert werden können. Sobald Haarwurzel und Haarfollikel bereits irreversibel beschädigt sind, können auch die elektrischen Impulse nicht dafür sorgen, dass erneut Haarwachstum entsteht.
Dennoch kann die neue Methode ein Lichtblick für viele Personen sein, die von erblich bedingtem Haarverlust betroffen sind. Positiv ist, dass der Generator, der die elektrischen Impulse durch die normalen Bewegungen des Trägers erzeugt, praktisch unter einer Mütze oder einem Hut getragen werden kann.
Dadurch lässt sich die Therapie ganz einfach in das alltägliche Leben integrieren. Vorteilhaft ist, dass durch die elektrischen Impulse keine schweren Nebenwirkungen hervorgerufen werden, wie es bei einigen medikamentösen Behandlungen der Fall ist. Bisher wurde die Therapie allerdings nur bei Ratten und Mäusen getestet. Dort war sie sehr erfolgreich.
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