Die Schilddrüse spielt für das reibungslose Funktionieren zahlreicher Körperfunktionen eine entscheidende Rolle. Schilddrüsenhormone beeinflussen den Zellstoffwechsel und sind für verschiedene Wachstumsprozesse, wie beispielsweise den der Haare verantwortlich. Eine Fehlfunktion des kleinen Organs kann sich in stumpfem, brüchigem Haar und schlimmstenfalls in drastischem Haarverlust äußern. In diesem Fall sprechen Experten von Haarausfall durch Hypothyreose.

Was genau geschieht bei Haarverlust durch Hypothyreose?

Die Schilddrüse ist ein kleines, am vorderen Hals angesiedeltes Organ, mit der Form eines Schmetterlings. Im Zusammenspiel mit der Hirnanhangdrüse hat sie die Aufgabe, Hormone zu bilden, die wichtige Effekte u. a. auf folgende Körperfunktionen haben:

  • Regelung eines gesunden Blutdrucks
  • Elastizität und einwandfreies Funktionieren der Blutgefäße
  • Aktivierung des Fettstoffwechsels
  • Wachstum und permanente Erneuerung der Zellen und des Bindegewebes

Gleichzeitig steuern Schilddrüsenhormone zahlreiche Funktionen unserer Haut. Ist die Hormonproduktion gestört oder aus dem Gleichgewicht geraten, kann sich, neben der Hautoberfläche, auch die Beschaffenheit von Nägeln und Haaren verändern.

Konkret verantwortlich für die negativen Auswirkungen auf die Haarstruktur und die Haarfülle sind die Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin). Sie beeinflussen die haarbildenden Zellen, weshalb es schon bei einer leichten Fehlfunktion der Schilddrüse zu Veränderungen der Haarstruktur, bis hin zu Haarausfall kommt.

Haarausfall durch Schilddrüsenunterfunktion

Wenn die Schilddrüse weniger Hormone herstellt, als unser Körper benötigt, sprechen Mediziner von einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion). In diesem Fall produziert das Organ zu geringe Mengen an T3 und T4, was eine Verlangsamung des Stoffwechsels und die damit einhergehende Beeinträchtigung zahlreicher körperlicher und psychischer Befindlichkeiten zur Folge hat. Zu den typischen Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion gehören:

  • Permanente Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • Verlangsamung der Reaktion
  • Gewichtszunahme
  • Durchblutungsstörungen
  • Depressionen
  • Haarausfall durch Hypothyreose

Etwa die Hälfte der Männer und Frauen mit einer Schilddrüsenunterfunktion leiden unter einem mehr oder weniger ausgeprägten Haarverlust. Grund ist der gedrosselte Stoffwechsel, der das Haarwachstum hemmt. Zu Beginn bemerken die Betroffenen häufig, dass die Haare trocken, stumpf und brüchig werden. Im weiteren Verlauf nimmt der Haardurchmesser ab und die Haare fallen aus.

Haarverlust durch Schilddrüsenüberfunktion

Bei einer Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) produziert das Organ mehr Hormone, als der Körper benötigt. Betroffene klagen dann über folgende Symptome:

  • Unerklärliche Schlafstörungen
  • Ständige Nervosität und Unruhe
  • Vermehrtes Schwitzen
  • Herzklopfen, manchmal auch Herzrasen
  • Haarausfall

Die Überproduktion von Schilddrüsenhormonen bewirkt, dass die Haare unnatürlich schnell wachsen. Sie werden immer dünner und brechen am Ansatz ab. Weil sich der Ausfallrhythmus steigert und die Haare zu früh ausfallen, entsteht bei einer Schilddrüsenüberfunktion zumeist ein diffuser Haarausfall.

Merke: Ein wichtiges Indiz für Haarausfall durch Hypothyreose ist in den meisten Fällen, dass nicht nur die Haare auf dem Kopf, sondern auch andere Körperhaare, beispielsweise die Augenbrauen oder die Haare an den Beinen betroffen sind. Gleichzeitig werden die Nägel brüchig.

Haarverlust durch Hypothyreose – was tun?

Ein großes Blutbild sowie die Bestimmung des Hormonstatus beim Arzt geben Aufschluss darüber, ob Ihr Haarausfall die Folge einer Schilddrüsenfehlfunktion ist. Sobald die Diagnose feststeht, wird der Mediziner eine medikamentöse Behandlung einleiten. Während bei einer Unterfunktion die fehlenden Hormone in Tablettenform verabreicht werden, erfolgt die Behandlung einer Überfunktion mit Medikamenten, die die übermäßige Hormonausschüttung drosseln.

Wachsen die Haare wieder nach?

In vielen Fällen ist der Haarverlust durch Hypothyreose reversibel. Das bedeutet, dass die Behandlung der Grunderkrankung den Haarausfall zum Stillstand bringt. Die Haare werden wieder kräftiger und wachsen nach. Allerdings bedarf es nach Behandlungsbeginn einiger Monate Geduld, bis der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt ist.

In manchen Fällen kann es passieren, dass es nicht gelingt, die Fehlfunktion der Schilddrüse mit Medikamenten komplett auszugleichen, sodass sich die Haare nicht vollständig regenerieren. Dann ist es sinnvoll, einen Spezialisten aufzusuchen, der zusätzlich alternative Wirkstoffe, die direkt auf der Kopfhaut wirken, empfiehlt.

Welche Möglichkeiten gibt es, Haarausfall durch Hypothyreose vorzubeugen?

Um einer Unterfunktion Ihrer Schilddrüse vorzubeugen, ist es wichtig, dass Sie ausreichende Mengen des Spurenelements Jod zu sich nehmen. Zwar ist Jodmangel nur selten die einzige Ursache für die Fehlfunktion, dafür eine entscheidende. Greifen Sie zu jodiertem Speisesalz und essen Sie häufig Seefisch.

Da schwangere und stillende Frauen einen erhöhten Jodbedarf haben, müssen diese besonders sorgfältig auf ihre Ernährung achten. Eine Schilddrüsenüberfunktion lässt sich durch die Ernährung kaum beeinflussen.

Fazit:

  • Schilddrüsenhormone sind für den Stoffwechsel der Haarfollikel von entscheidender Bedeutung.
  • Kommt es zu vermehrtem Haarausfall aufgrund zu wenig produzierter Hormone, spricht man von Haarverlust durch Hypothyreose.
  • Auch eine Schilddrüsenüberfunktion kann zu brüchigem und dünner werdendem Haar führen.
  • In den meisten Fällen stoppt die gezielte Behandlung der Schilddrüse den Haarverlust und bewirkt normales Haarwachstum.
  • Gelingt dies nicht, empfehlen Experten alternative Wirkstoffe.

Bleiben trotz Behandlung kahle Stellen auf Ihrem Kopf bestehen, liegt das daran, dass Ihre Haarwurzeln durch eine zu spät erkannte Schilddrüsenfehlfunktion dauerhaft (irreversibel) geschädigt sind. Um dennoch wieder gesundes Haarwachstum entstehen zu lassen, besteht die Möglichkeit, diese Areale mit Eigenhaartransplantaten aufzufüllen.

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